Heute möchte ich Euch einen besonderen Leckerbissen an Objektiv für Microfourthird-Kameras vorstellen. Panasonic hat aktuell das von Leica gerechnete Summilux 12 mm f/1.4 vorgestellt. Ich habe mir einen Ast gefreut, als ich gefragt wurde, ob ich Lust hätte das Objektiv mal auszuprobieren. Ich besitze bereits das 42,5 mm f/1.2 und halte es für eins der besten Objektive für Microfourthird überhaupt. Bei aller Liebe zu den kleinen OM-D-Kameras, ist ein Kritikpunkt die mangelnde Freistellmöglichkeit im Weitwinkelbereich. Aufgrund des Sensors mit Cropfaktor 2x, ist die Schärfentiefe von Haus aus höher, als bei den Kameras mit APS-C oder Vollformat-Sensoren. Im Portraitbereich stellt das kein Problem dar, mit dem genannten 42,5 mm oder auch dem Olympus 75 mm f/1.8 lassen sich traumhafte Freistellungen erzielen. Anders sieht es aber bei Weitwinkel aus. Hier sind die Freistellmöglichkeiten über eine offene Blende deutlich geringer. Kein Wunder, dass es mich nach dem 12 mm f/1.4 gierte.
Von einem ausgiebigen Test möchte ich nicht reden. Dafür habe ich das Objektiv zu kurz im Einsatz gehabt. Aber ich denke einen guten ersten Eindruck kann ich Euch mit ein paar Aufnahmen vermitteln. Das Objektiv ist von der Verarbeitung und dem Finish an das 42,5er angelehnt. Volltreffer, absolut wertig. So muss sich ein Objektiv der Oberklasse anfühlen. Die Gegenlichtblende ist nun auch mit Bajonett ausgestattet. Beim 42,5er gab es ein Feststellschräubchen, was noch etwas nervig war, vor allem weil man ständig gummiartigen Abrieb von der Geli am Objektiv kleben hatte. Das wurde nun besser gemacht. Auch wurde der Objektivdeckel ein wenig verbessert. Kleine Details, die keine Auswirkungen auf die Ergebnisse haben, aber wenn man sich ein Topobjektiv kauft, dann sollen auch die Details stimmen. Gut gefällt mir auch der Blendenring, welcher aber leider noch immer nicht von den Olympus OM-D Kameras unterstützt wird. Schade. Einen eingebauten Bildstabilisator besitzt das Objektiv nicht, was mich aber als OM-D User auch nicht wirklich stört.
Die Abbildungsqualität ist hervorragend, sofern ich das anhand meiner Aufnahmen beurteilen kann. Knackscharf bereits ab Blende 1.4 und keine sichtbare Verzeichnung. Dabei muss man allerdings anmerken, dass bei Microfourthird schon einiges an Objektivkorrekturen in der Kamera vorgenommen und in die RAW-Files geschrieben wird. Ist mir aber wurscht wer was wo korrigiert, solange das Ergebnis stimmt. Bedenkt man, dass alle OM-Ds so saugute Bildstabilisatoren besitzen, so wird die Kombination mit f/1.4 bei 12 mm zu einem tollen Nacht-Reise-Street-Objektiv. Bei einsetzender Dämmerung lässt sich damit immer noch wunderbar ohne Stativ arbeiten. Belichtungszeiten von 1/20 s sind kein Problem. Mit dreimal Luft holen und etwas Konzentration sind auch noch längere Zeiten aus der Hand machbar. Auf dem Gebiet geht nichts über Lichtstärke und da die Microfourthirdkameras bekanntlich bei der ISO-Performance nicht mit den grossen Sensoren mithalten können, zählt jede Blendenstufe.
Um ehrlich zu sein habe ich aber auch nichts anderes erwartet. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Panasonic sich hier einen Ausrutscher leistet und der Name Leica steht ja auch für hervorragende Optiken. Viel wichtiger ist nun die Frage nach der Freistellmöglichkeit. Ich liebe den Look von 24 mm f/1.4 an Vollformat. Weitwinkel mit einem schönen Schärfeverlauf ist was schickes. Wie das aussehen kann, könnt Ihr in meinem Testbericht zum Sigma 24 mm f/1.4 ART nachlesen. Durch den Cropfaktor von 2x entspricht die Schärfentiefe bei f/1.4 der von f/2.8 an Kleinbild. Wer sich für das Thema interessiert, bekommt in dieser Abhandlung ausgiebige Infos dazu. Mich interessieren aber nicht so sehr die mathematischen Grundlagen, sondern eher die Praxis.
Um überhaupt Unschärfe im Bild zu erzeugen, muss man bei diesem Objektiv mit Abständen spielen. Der Vordergrund muss möglichst nah, der Hintergrund dagegen möglichst fern sein. Ansonsten fällt es schwer überhaupt Unschärfen zu erzeugen, selbst bei f/1.4. Ist der Abstand zum Vordergrund zu groß, so erscheint einem sehr schnell alles im Bild scharf. Daher ist es auch schwierig den von mir geliebten Look zu erzeugen, den ich vor allem auch bei People-Fotos gerne einsetze. Besonders gut eignet sich das Objektiv meiner Meinung nach für Landschafts- oder Reisefotos mit Vordergrund.
Bei Reisefotos versuche ich gerne einen räumlichen Bezug herzustellen, indem ich irgendwas im Vordergrund mit ins Bild nehme. Das macht das Bild meiner Meinung nach interessanter. Das klappt mit dem 12mm sehr gut, da man in diesem Fall gut mit den Abständen spielen kann. Was einerseits ein Nachteil ist, kann auch Vorteil sein. So wird der Hintergrund niemals so unscharf, dass er vollkommen unkenntlich wird. Ich sage immer gerne etwas ketzerisch: “Wer von Bildaufbau keine Ahnung hat, reisst einfach die Blende auf”. Haha, das geht mit diesem Objektiv nicht, da muss man sich schon etwas um die Gestaltung kümmern.
Wie erwartet wirkt das 12 mm von Panasonic bei der Schärfentiefe auch keine Wunder. Das ist einfach Physik und die lässt sich nicht so einfach wegdiskutieren. Da muss man schon zu anderen Waffen greifen, wie z.B. den Voigtländer-Objektiven mit Blendenöffnungen von f/0.95. Diese wiederum besitzen keinen Autofokus und können von der Abbildungsleistung nicht mit den Optiken von Panasonic oder Olympus mithalten. Ich persönlich würde das Objektiv in erster Linie für die Landschafts-, Reise- und Streetfotografie einsetzen und da vor allem immer dann, wenn die Lichtverhältnisse schwierig sind oder man auch gerne in der Dämmerung fotografieren möchte. Der Hochzeitsfotograf wird bestimmt auch in der Kirche Freude an dem Objektiv haben. Für mich ist es ein Objektiv, das dem Fotografen eine Portion Kreativität abfordert, um die Vorteile auszuspielen. Auch den Einsatz bei Reportagen kann ich mir gut vorstellen. Besonders, wenn man es mag nah an das Geschehen ran zu gehen, wird man von der grossen Blendenöffnung profitieren und eine Freistellung der Vordergrundobjekte erreichen. Meiner Meinung nach sollte man aber schon wissen, was man genau mit dem Objektiv vor hat. Olympus hat mit dem 12 mm f/2.0 eine attraktive Alternative im Portfolio, die deutlich kleiner und günstiger ist.
Das Panasonic 12 mm f/1.2 soll ab Anfang August im Handel für eine UVP von 1.399,- € verfügbar sein. Ein Haufen Geld, aber dafür bekommt man auch eins der besten Objektive, die für Microfourthird überhaupt erhältlich sind. Durch die grosse Anfangsblende steigt allerdings auch die Größe des Objektivs. Wer sich eine OM-D als kleine Reisekamera gekauft hat, sollte sich das Teil unbedingt vorher mal im Laden live anschauen.
Ich verfolge mit viel Freude und Spannung deine Leica-Phase. Ich habe selbst neben meinen Systemkameras und DSLR noch eine Leicaflex SL, R7+R8 und Summicron f/2 -Objektive. Ich weiß nicht, ob ich mir für meine E-M1 diese doch im Preis+Leistung sehr gehobenen Objektive kaufen würde, aber was mich etwas ärgert, man hat bei dir immer nur das Foto von Objektiv XY und keinen Vergleich mit einem vergleichbaren Konkurenten. Dadurch fehlt mir etwas das Pro/Contra.
Hi Günther!
Ich bin zwar nicht Paddy, aber ich antworte dir trotzdem mal:
Sicherlich muss man bei der Linse erstmal staunen wegen der tollen qualität, andererseits auch schlucken wegen dem Preis. Aaaaber: Nicht jeder hat mehrere Systeme. Viele haben nur das Mft System und diese werden hier sicherlich voll und ganz auf ihre Kosten kommen.
Was den Vergleich angeht. Es würde dir nicht viel nutzen, da die Bilder nicht in voller Auflösung zu sehen sind und Paddys Bildlook ebenfalls darüber liegt.
Davon abgesehn:
Ich persönlich mag es eben das Paddy nicht wie andere schreiben “Objektiv XYZ ist aber besser!” sondern eben die Bilder zeigt, seine eigene Meinung dazu äußert und es dennoch jedem selbst überlässt was er daraus macht.
Hi Paddy,
sehr schöne Bilder, gefallen mir.
Besonders die Sonnenuntergang-(Aufgang?).
Ich hätte mir noch ein paar Portrait Bilder gewünscht.
Aber man kann es eben nicht allen recht machen ;-).
Deine ganzen Test´s haben mich immer mehr dazu gebracht auch über eine kleine Knippse nachzudenken.
Gerade wenn ich einfach so unterwegs bin (bierchen trinken usw.) dann ist es einfach nicht so schwer.
Danke für den kleinen Einblick.
LG
Stefan
Hi Paddy,
die OMDs sind schon feine Kameras und man kommt als Vollformat User schon ins grübeln, wenn man deine professionellen Fotos oder auch die von Thomas Leuthard sieht. Deswegen war’s auch mal sehr interessant, wie die Bilder mit einem hochwertigen lichtstarken Weitwinkel wirken.
Und da gibts halt schon noch Unterschiede. Wenn man deine Ergebnisse hier, mit denen vom 24er Sigma am Vollformat vergleicht, lohnt sich das schleppen allemal, wie ich finde. Das sind Welten! Klar, wenn man nur nah genug ran geht, kriegt man zur Not auch mit dem Smartphone eine geringe Schärfentiefe hin, aber das sieht halt irgendwie “anders” aus. Vielleicht liegts auch am 4:3 Format, das finde ich einfach immer doof und ist für mich der Hauptgrund gegen eine OMD als Reise-/Streetkamera und lieber weiter die dicken Dinger rumzuschleppen. Wenn man mit einem oder 2 Objektiven in der Stadt unterwegs ist, bricht man ja auch nicht gleich zusammen. Oder man muss halt doch auf die Altersvorsorge verzichten und gleich zur Leica greifen… 😉
Grüße
Frank
P.S.: mit Kommentaren find ich’s einfach schöner und noch unterhaltsamer. Wäre gut, wenn sich jetzt der freundliche Grundton halten würde.
Hallo Günter,
ich verstehe nicht warum Du zu einer EM-1 nicht dieses Objektiv kaufen würdest?
Na ja Paddy, ich weiß nicht so recht … 1400 Euro für so ein Ding, das meist nur für spezielle Aufnahmen zum Einsatz kommen kann.
Ich bin ja als Fuji X-Shooter auch nicht gerade mit Billigpreisen der Gläser verwöhnt, aber ich habe den Eindruck, hier einfach reeller bezüglich Preis/Usability bedient zu werden.
Leica hin-Leica her, aber so toll sind die Fernost-Linsen nun auch wieder nicht, um sich hier finanziell überzustrapazieren.
Und gerade bei MFT sollten m.M.n. die Vorteile der größeren Schärfentiefe genutzt werden anstatt die Freistellungsvorteile größerer Formate teuer imitieren zu wollen.
Gruß Werner
Als mit Fan nutze ich das Leica 2.8 45mm seit 3 Jahren als immer drauf Objektiv an der OMD EM 1, bin damit sehr zufrieden und habe mit großem Interesse diesen Text gelesen. Für mich sind Objektive an der 1000,00€ Grenze nicht zu finanzieren, da einfach die Rente zu klein ist.
Trotzdem sehe ich mir solche Aufnahmen aus meiner Heimatstadt
Mit Wonne im Herzen an. Von Aufnahmen und Objektiv Bin ich Begeistert und muss jetzt anfangen zu Sparen.
Danke für die Erfahrungssammlung.
Wieder mal ein schön zu lesender Beitrag von dir, Paddy.
Die Bilder sind auch klasse - ich hab’ mir mal das Rolltreppenbild als Bildschirmhintergrund auf meinem iPhone eingerichtet - wenn das okay für dich ist… ?
Sehr schön wieder. Vielen Dank!
Sach mal, ist das Foto mit dem Riesenrad aus HH? Von wo ist das denn aufgenommen?
Bin zwar nicht Paddy, aber das Riesenrad erkenne ich auch 😉
Das ist das London Eye!
Danke! Ist ja lustig. Die anderen Bilder hätte ich alle Hamburg zugeordnet.