Das ganze Thema Farbmanagement beschäftigt mich irgendwie ständig. Die permanente Angst, dass die Bilder am Monitor gut aussehen und später beim Druck irgendwie anders. Ich wollte es wissen und besorgte mir ein Testgerät, nicht irgendeinen Monitor, sondern den Boss. Der Eizo CG275W gehört wohl zu dem besten was es momentan am Monitormarkt zu ergattern gibt.
Da stand er also vor mir. 27″ … Wow. Nach dem ersten Einschalten gleich ein grandioses Bild, gestochen Scharf bei einer gigantischen Auflösung von 2560 x 1440 Pixeln. Wow.
Der Kracher ist die eingebaute Hardwarekalibrierung. Dazu fährt in bester R2D2-Manier ein kleiner Messsensor am unteren Bildrand aus und misst Farben, Helligkeit und Kontrast. Anhand des Eregbnisses wird automatisch ein Kalibrierungsprofil im Monitor gespeichert. Wahnsinn sag ich Euch. Ich besitze ja auch so einen Spyder3Elite, auch ein dolles Teil. Aber faul wie ich nun mal bin, verschleppe ich die Kalibrierung ständig, weil ich dazu den Spyder erst wieder am Monitor platzieren muss. Das ist beim Eizo mal richtig genial.
Dazu kommt der gigantische Farbraum. Normalerweise ist man ja schon gut bedient, wenn ein Monitor sRGB darstellen kann, was nicht unbedingt Standard ist. Dieser Monitor kann noch mehr, AdobeRGB und WideGamut. Ich kenne mich damit nicht im Detail aus, aber das ist was gutes.
Der Monitor war schnell einsatzbereit. Nach anfänglichen Problemchen mit der Software ColorNavigator, die durch ein Update auf Version 6 sofort behoben waren, konnte der Spass los gehen. Die Arbeit in Lightroom eine ware Wonne. Die Größe gepaart mit der Darstellungsqualität ist ein absoluter Knaller. Leute, sowas macht süchtig. Das beste Display, das ich je auf meinem Schreibtisch stehen hatte. Ich überlegte mir schon was ich den Jungs bei Eizo erzähle … Hausbrand, Einbruch, Lieferung nie angekommen. Bei knapp 2.500,- € kommt man automatisch auf solche Gedanken.
Nach einigen Tagen trat jedoch ein Problem auf. Ich betrachtete eine meiner Bildergalerien auf Zenfolio im Browser, in Chrome um genau zu sein. Die Rottöne waren viel zu satt, was vor allem bei den Hauttönen unangenehm auffiel. Eine kurze Recherche ergab, dass es am Chrome liegt. Der kann nämlich kein Farbmanagement. Gegencheck mit Safari und Firefox. Alles bestens, die Farben passen hundertprozentig. Aber ich liebe meinen Chrome doch so. Unter Windows kann man Chrome mit einem Parameter das Farbmanagement beibringen, unter Mac OS X geht das wohl nicht.
Abhilfe schafft die temporäre Umschaltung auf den sRGB-Farbraum direkt am Monitor. Das sind nur wenige Klicks in dem sehr übersichtlichen Menü des Eizo. Damit war ich dann erst einmal glücklich.
Nach einigen Tagen stellte sich jedoch heraus, dass ich irgendwie ständig umschalten musste. Jedesmal wenn ich von Lightroom zu Chrome oder umgekehrt wechselte, war eine Umschaltung fällig, was auf Dauer etwas nervig ist. Aber ich liebe meinen Chrome doch so, vor allem weil der so schön mit dem Chrome auf meinem Macbook Air synchronisiert.
Ein weiterer Punkt störte mich etwas. Vom Apple Cinema Display war ich ein passendes Netzteil für mein Macbook gewohnt. Ausserdem hatte das eine eingebaute Kamera und Lautsprecher. Der Eizo hat weder Kamera noch Lautsprecher. Der Grund dafür ist wohl ein ähnlicher aus dem eine D3s auch keinen eingebauten Blitz hat. Es past irgendwie nicht so richtig zu einem Highend-Monitor dort mittelprächtige Lautsprecher einzubauen. Nebenbei gesagt ist der eingebaute Blitz in einer D700 als Master auch nur eine Notlösung. Nach 30 Auslösungen braucht der nämlich eine Pause. Hmm, also irgendwie verständlich, dass Eizo sich da voll darauf konzentriert eins der besten Anzeigegeräte der Welt zu bauen. Rennwagen sind ja auch eher puristisch ausgestattet.
Es machte sich also die Erkenntnis in mir breit, dass der Eizo nicht so recht zu mir und meinem Workflow passen wollte. Mein Business spielt sich im Internet ab und nicht im Druck. Gedruckte Bilder sind eher selten, auch wenn ich sie sehr mag. Meine Kunden sind Privatleute von denen wohl kaum jemand einen ähnlichen Monitor besitzt oder überhaupt über Farbmanagement nachdenkt. Es ist für mich also wichtig die Dinge so zu sehen, wie meine Kunden sie sehen. So bitter es auch klingt, aber der Eizo CG275W scheint zu gut für mich zu sein. Wenn ich mich im sRGB-Farbraum bewege bin ich eher auf der sicheren Seite und kann zudem auch meinen Chrome benutzten.
Um das aber noch einmal klarzustellen. Natürlich kann ich auch wunderbar mit einem grossen Farbraum arbeiten. Die Bilder werden beim Export aus Lightroom eh auf sRGB umgewandelt. So wäre das also kein Hinderniss den Eizo einzusetzen. Aber leider ist es auch kein riesiger Gewinn im Vergleich zu einem kalibrierten Monitor, der sRGB macht. Schade schade, denn der Monitor ist wirklich … ach Klappe jetzt.
Über die fehlenden Lautsprecher könnte ich hinweg sehen. Da würden sich ein paar B&W MM-1 eh viel besser machen. Die Kamera würde mir hin und wieder fehlen. Das extra Netzteil ist auch kein Drama.
In Summe sind es jedoch genug Punkte um zu sagen: Wir passen nicht zueinander. Der Eizo ist wirklich gnadenlos auf den Profibetrieb mit anschliessender Printausgabe ausgelegt und in dem Bereich wird man wohl Probleme haben etwas besseres zu finden.
Ja, es ist leider wirklich so. Die Brautpaare werden die Standardanbieter (Pixum, etc.) wählen, und dort ist nun mal sRGB angesagt. Wenn man bedenkt, dass Bluray-Filme auch in einem sRGB sehr ähnlichem Farbraum kodiert sind und sich bei Filmen seltsamerweise noch niemand über die “schlechten” Farben beschwert hat, kann man für den Alltag durchaus mit sRGB leben.
Vor der gleichen Entscheidung stand ich auch und hatte damals den Bugreport für Chrome verfasst…
Aber du hast Recht - wenn 99% der Welt nur sRGB lebt, dann ist es kontraproduktiv, für den kleinen Benefit diesen Aufwand zu betreiben.
Zumal eine etwaige Überraschung beim Druck ja positiv ist, solange die Hauttöne passen…
Ganz egal wie gut mein Monitor kalibriert und profiliert ist, in welchem Farbraum ich arbeite und was ich sonst an Aufwand in Sachen korrekter Farben betreibe: Ca. 98 Prozent aller Internetnutzer sehen die Fotos trotzdem nicht mit korrektem Farben.
Deren Consumermonitor ist üblicherweise viel zu hell eingestellt. Der Kontrast ist häufig so hoch, dass alle Grauwerte oberhalb 250 weiß sind und alles unter 10 schwarz ohne Zeichnung. Die Farbwiedergabe ist üblicherweise viel zu bläulich. usw.
Das macht mich ganz krank. Und je mehr ich darüber nachdenke, umso unsicherer werde ich, wie ich meine Bilder nun bearbeite, damit sie bei möglichst vielen halbwegs korrekt aussehen. Wegen Sinnlosigkeit gleich ganz auf Farbmanagement zu verzichten, kann auch nicht die Lösung sein, denn zumindest Fotobücher, Abzüge u.ä. sollen korrekt aussehen (wobei man dann auch keine Anbieter mit Pseudo-Farbmanagement wie saal-digital benutzen darf).
Hast Du mal den Link zur FM-Aktivierung in Chrome zur Hand? Würde mich interessieren.
Nein, leider nicht mehr. War irgendein Parameter
Du musst folgenden Parameter der Chrome Verknüpfung beibringen.
Rechts auf die Verknüpfung klicken, Eigenschaften und mit Leerzeichen hinter Chrome.exe unter Ziel anhängen
--enable-monitor-profile
Hi Paddy,
das Problem bei aller Kalibrierung und Justage ist doch ein ganz anderes.
Wenn du sagst, dass du diesen Aufwand machst damit dann das ganze am Ende prima gedruckt werden kann, musst du doch einen ganz anderen Weg gehen und deinen Farbraum, der ja noch so toll und groß dargestellt werden kann, verkleinern.
Der klassische CMYK-Druck (sowohl digital als auch konventionell) kann nur einen begrenzten Teil des sRGB Farbraumes darstellen.
Insofern wird immer von der Ausgabeseite her profiliert, da hier immer am wenigsten raus kommt. Und da wir meist nicht wissen wo und wie ausgegeben/gedruckt wird, haben wir meist ein echtes Problem.
Umgehen könntest du das, wenn du dich im Lab-Farbraum bewegst, dieses macht das ganze aber nur noch komplizierter.
Bei weiteren Fragen gerne per Mail.
Ihr könnt in Chrome das Farbmanagement aktivieren, in dem ihr ihn mit dem Parameter --enable-monitor-profile startet. Am besten dazu die Startverknüpfung auf Chrome ändern.
BTW: ich hätte den Eizo behalten… 😉
Gunther, für 2.500 € ist es Deiner.
Wusste nicht, dass Du ihn gekauft hast, dachte Du hättest ihn von Eizo gestellt bekommen 😉 Ich bin mit meinen 2 HP Wide-Gamut Monitoren ziemlich zufrieden, die Kalibrierung und der große Farbraum ist da natürlich genauso ein Thema, stört mich aber nicht. So sehe ich wenigstens, wenn Bilder auf Wide-Gamut Monitoren im Web zu heftig aussehen und kann entsprechend korrigieren - die Monitore mit großem Farbraum werden ja immer verbreiteter…
Ja genau. War eine Teststellung. Weil Du geschrieben hast “Du würdest ihn behalten”. Das ging aber leider nicht so ohne weiteres 😉
Hi,
nur um die Verwirrung zu steigern. Beim Drucken (Offset) werden die Bilder in den CMYK-Farbraum konvertiert. Da kann das grün und orange im sRGB noch so leuchten, das wird flau. Der CMYK-Farbraum ist viel kleiner als jeder RGB-Farbraum. Da reicht auch eine günstigere Lösung um am Monitor zu “proofen”
Du wirst ihn trotzdem nicht vergessen, das ist meine Prognose:-)…
Äh ich kenn mich mit den Farbräumen nicht wirklich aus - ich kann an meinem Monitor sRGB einstellen, ist das zu bevorzugen - wenn ja warum?
Paddy, der CG275w ist nur der zweitbeste Monitor. 🙂
Aber ich hab über den CG303w auch sehr stark gehadert, bis ich ihn dann doch nicht mehr hergeben wollte. Allerdings ist mein Ziel auch nicht das Web sondern Print.
@Paddy: Wo bekommt man so ein Monster denn zum Testen gestellt?
Mathias:
manche Monitore haben einen sRGB-Modus, den man aktivieren kann. Wenn Du dann mit den Betriebssystem-Standardeinstellungen arbeitest, sollte die Farbdarstellung weitestgehend korrekt sein (abhängig von der Qualität des Monitor-sRGB-Modus natürlich).
Wenn Dein Monitor keinen sRGB-Modus hat, ist er entweder ab Werk ziemlich nah dran (unwahrscheinlich) oder Du kannst zumindest versuchen, ihn nach Augenmaß einzustellen (gibt genug Software dafür).
Ansonsten bleibt nur die Möglichkeit ein Messgerät (z.B. Colormunki Display) zu kaufen und ein Profil Deines Monitors damit zu erstellen. Das Profil verwendest Du dann in den Farbmanagement-Einstellungen Deines Betriebssystems und stellst in den Grafikanwendungen letztendlich ein, in welchem Farbraum Du arbeiten möchtest.
Guido:
welchen Anbieter empfiehlst Du für Ausbelichtungen oder Druckerzeugnisse, wenn es mal mehr als sRGB sein soll?
Du könntest ja wieder einen Wettbewerb starten … da hast ihn dann auch los 😉
Witzig, so ziemlich exakt denselben Lernprozess hatte ich vor zwei Jahren auch durchgemacht, als ich meinen WideGamut-Monitor (der deutlich günstigere DELL U2410) samt Spyder 3 Pro gekauft hatte.
Der erweiterte Farbraum nützt einem nach außen hin nicht viel, weil die Welt um einen herum nunmal in sRGB funktioniert - was ein Trauerspiel ist, wenn man erst einmal gesehen hat, wie trist die Bilder auf sRGB-Monitoren aussehen. Ein c’t-Redakteur schrieb dazu einmal “Wer jemals so einen Monitor gesehen hat, versteht überhaupt nicht, wie er das matschige Braun normaler Monitore jemals hatte für Rot halten können.” Und das ist echt wahr.
Ich liebe meinen Monitor, weil die Bilder darauf so unglaublich geil aussehen - aber alles, was ich veröffentliche oder weitergebe, kommt ins sRGB-Format.
Moin Paddy,
ich hätte da eine Frage zu deinem Farbmanagement: Du hast ja eigentlich den Apple Cinema Display im Einsatz, korrekt? Nach welchen Farbprofil kalibrierst du diesen - sRGB, AdobeRGB, ProPhoto? Außerdem würde mich interessieren welche Hard- und Software bzw. auch welche Einstellungen (Gama, Luminanz etc.) du dabei verwendest? Vielleicht wäre es auch interessant darüber einen kleinen Blogeintrag zu verfassen? 😉
Herzliche Grüße
Karlis
Hi,
hat der CG275w einen eingebauten Lüfter? Der SX2762w wird ja (leider) aktiv belüftet, aber über den CG275w finde ich im ganzen Netz keine Infos dazu.
Gruß und Danke,
Matthias
Den SX2762w hab ich selber, stimmt, der hat einen Lüfter, aber ich hab es erst gemerkt, als mich jemand drauf hinwies. Der ist echt leise (ich hab hier auch einen CG303w, der ebenfalls einen Lüfter hat, und der vom CG303w ist eher laut).
Laut meinem Eizo-Kontakt hat der CG275w genau wie der SX2762w einen Lüfter. Die verwenden beide das gleiche Housing.
Danke Sam, vielleicht wird’s mal einer von den beiden 27 Zöllern (wohl auch eher SX2762w); wäre schön, wenn der Lüfter in meiner Silent-Umgebung nicht groß auffällt.
Für das Farbenproblem im Browser gibt es nur eine Lösung. Nutze den Firefox. Er unterstützt Farbmanagement. Es muss aber manuell aktiviert werden. Zur Vereinfachung gibt es das Colormanagement Add On. https://addons.mozilla.org/de/firefox/addon/color-management/ Damit ist es Kinderleicht das Farbmanagement in Firefox kinderleicht konfigurierbar. Hier ein nützlicher Link http://foto.beitinger.de/browser_farbmanagement/index.html .