Richtige Belichtung bei Feuershows

Ich war vor kur­zem auf einer ziem­lich coo­len Weih­nachts­fei­er, wo u.a. auch eine Feu­er­künst­le­rin auf­trat. Neben mir war auch noch ein ande­rer Foto­graf anwe­send, der die gan­ze Show über mit sei­nem Auf­steck­blitz gefeu­ert hat. Ich weiss ehr­lich gesagt nicht, wie die Ergeb­nis­se des Kol­le­gen gewor­den sind, aber da er den Blitz unter die Decke gejagt hat, ver­mu­te ich, dass er damit das Feu­er ein wenig über­blitzt hat. Anlass für mich, mal kurz über das The­ma Feu­er und Belich­tung zu reden.

Wenn immer auf einem Event Feu­er zum Ein­satz kommt, arbei­te ich ohne jeg­li­che Hilfs­mit­tel. Nor­ma­ler­wei­se ist das Feu­er hell genug, um als ein­zi­ge Licht­quel­le zu fun­gie­ren. OK, ein biss­chen Action muss schon sein, ein Tee­licht beleuch­tet kei­ne gan­ze Büh­ne. Aber wenn Feu­er­spu­cker am Werk sind oder aus­ge­wach­se­ne Fackeln geschwun­gen wer­den, dann wird es nicht nur warm, son­dern auch hell. Die Belich­tung stel­le ich grund­sätz­lich manu­ell ein. Da sicher­lich die Fra­ge nach der Mess­me­tho­de auf­kommt, muss ich lei­der sagen, dass ich da kei­ne vor­ge­fer­tig­te Metho­de habe. Meis­tens mache ich die Ein­stel­lung nach Gefühl, meis­tens Spot­mes­sung. Aber sicher­lich kommt man hier auch anders ans Ziel. Mir ist wich­tig, dass die Belich­tungs­zeit in die­sem Fall nicht zu lang wird, damit ich nicht zu viel Bewe­gungs­un­schär­fe habe. Hier gilt es ein gesun­des Mit­tel­mass zu fin­den, denn evtl. kann bei so einer Feu­er­show Bewe­gungs­un­schär­fe sehr cool wir­ken, doof fin­de ich es nur, wenn die Künst­ler unscharf wer­den. Je kür­zer die Ver­schluß­zei­ten sind, umso mehr erkennt man die Struk­tur der Flam­men auf dem Foto. Hat man rich­tig viel und damit hel­les Feu­er, so soll­tet Ihr ruhig auch mal kür­ze­re Zei­ten ausprobieren.

Für die Künst­le­rin auf der Weih­nachts­fei­er griff ich zu ISO 3200 bei f/2.5 und 1/160 Sek. Bei die­sem Bild ist das Feu­er mehr im Hin­ter­grund, was auch dazu führt, dass die Flam­men aus­bren­nen (tol­les Wort­spiel, haha …). Vor­ne war nicht genug Licht für kür­ze­re Zei­ten. Ins­ge­samt fin­de ich die Beleuch­tung nur durch die Flam­men aber sehr stim­mungs­voll und wür­de nie­mals zu einem Blitz grei­fen. Wäre es ein Shoo­ting, wo die Künst­le­rin nur für das Foto posiert, wür­de ich evtl. ein sehr gerich­te­tes Licht auf ihr plat­zie­ren und dar­auf ach­ten, dass die­ses nicht den Hin­ter­grund erreicht, aber bei so einer Show ist dafür oft zu wenig Zeit und auch meist zu wenig Platz für das extra Licht. Die 1/160 Sek. habe ich gewählt, da die Dame zeit­wei­se doch ganz schön rum­ge­wir­belt ist.

Feuerkünstlerin

Ein wei­te­res Bei­spiel, das ich die­ses Jahr in Zingst gemacht habe. Hier haben wir den Son­nen­un­ter­gang abge­war­tet. Feu­er und Son­nen­un­ter­gang ver­tra­gen sich belich­tungs­tech­nisch sehr gut. Die Flam­me wur­de so gespuckt, dass sie die weib­li­che Artis­tin auch noch beleuch­tet. Das Feu­er macht auch hier die typi­sche oran­ge­ne Far­be auf der Haut, die mei­ner Mei­nung nach für die Stim­mung sehr wich­tig ist. Das war übri­gens ISO 100 und 1/1400 Sek. bei f/2.8. Wenn man die Belich­tung zuvor auf den Son­nen­un­ter­gang ein­stellt, passt das ganz gut. In die­sem Fall konn­te ich auch das Kom­man­do “Feu­er frei” geben. Es gibt noch mehr Bil­der aus Zingst, wenn Ihr mal schau­en wollt.

Feuerspucker am Strand

Beim letz­ten Bild wur­de mir rich­tig warm. Ich lag unterm Feu­er­spu­cker 😉 Danach muss­te ich auch das Objek­tiv und die Kame­ra put­zen, denn die­ses gespuck­te Ölzeugs ver­brennt nicht kom­plett, nein es lan­det grund­sätz­lich auf dem Foto­gra­fen. Aber egal, es hat sich gelohnt und die Kame­ra ist gut geölt. ISO 200, f/3.2 und 1/500 Sek.

Feuerspucker

Wenn Ihr also mal irgend­wo auf eine Feu­er­show trefft, dann kei­ne Angst. Feu­er macht genug Licht, so dass Ihr ohne wei­te­re Hilfs­mit­tel aus­kommt. Zumin­dest ist das so, wenn es eine rich­ti­ge “Show” ist. Ich hat­te auch schon Hoch­zei­ten wo ein gros­ses Spa­lier mit Wun­der­ker­zen­spek­ta­kel ange­kün­digt war. Am Ende war es dann eine Packung mit den nor­ma­len Wun­der­ker­zen, die jeder kennt. Bis die letz­te an war, gin­gen die ers­ten schon wie­der aus. Da war dann nicht viel mit Feu­er. Aber auch da hät­te der Blitz nicht gehol­fen die Wun­der­ker­zen bes­ser aus­se­hen zu lassen.

Viel Spaß beim Ausprobieren!

Nächs­te Woche gibt es dann noch ein klei­nes Video zur Bear­bei­tung des ers­ten Fotos mit der Feu­er­künst­le­rin in Lightroom.

One more thing …

… ist mir gera­de noch in die Fin­ger gekom­men. Auch mit dem Artis­ten­pär­chen. Bei dem Bild wur­de dann doch mit zusätz­li­chem Licht auf den Artis­ten gear­bei­tet. In dem Fall zwei gros­se Dedo-Spots. Das Feu­er war nur Hin­ter­grund. ISO 1000, f/3.5, 1/125 Sek. Von wegen Regeln und Aus­nah­men 😉 Wer mag, schaut sich das kom­plet­te Zir­kus­shoo­ting an.

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8 Gedanken zu „Richtige Belichtung bei Feuershows“

  1. Dan­ke mal wie­der für den Blick hin­ter die Kulissen 😉

    Blen­de ist dabei Dei­ne ers­te Wahl, um dem Motiv gerecht zu wer­den, danach Ver­schluss zeit und ISO um bei­des rea­li­sie­ren zu können?

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  2. Tja, die Belichtung.

    Man könn­te da ja auch eine “moder­ne” Kame­ra benut­zen, eine, die die opti­ma­le Belich­tung direkt im Live­View-Sucher zeigt - Fuji !!!
    Da braucht´s kein Pro­bie­ren und Rum­fum­meln wie bei den anti­quir­ten DSLR´s.
    What You See Is What You Get - Yea.

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  3. Hal­lo! Ich arbei­te eher mit län­ge­ren Belich­tungs­zei­ten, bis zu einer Sekun­de. Da muss man dann eher zu klei­nen blen­den und wenig ISO grei­fen. Aber was ich in ihren und mei­nen Fotos glei­cher­ma­ßen aus­ma­che ist, dass prak­tisch immer tei­le des Feu­ers aus­ge­brannt sind. Ver­mu­te mal, dass das bei dem gege­be­nen Dyna­mik­um­fang kaum anders mach­bar ist, außer man lässt nur noch die Flam­men übrig und taucht den Rest in schwarz.

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