Sigma und ich hatten keinen guten Start. Bisher konnten mich die Produkte nicht so richtig überzeugen. So war ich auch skeptisch ob der Lobgesänge, die man im Internet auf die Objektive der Art-Serie vernimmt. Ich konnte nicht glauben, dass sich Sigma plötzlich im Premiumsegment tummeln sollte.
Nikon hatte sich allerdings bisher mit den 50 mm Objektiven auch nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert, besonders das 50mm/1.4 glänzte vor allem mit konstanter Unschärfe. Nun ergab es sich aber, dass ich urplötzlich wieder mehr Verlangen nach einer Normalbrennweite verspürte. 50 mm bezeichnet man auch als Normalbrennweite, da das Abstandsempfinden in etwa dem Sehempfinden des menschlichen Auges entspricht. Die Nikon 50 mm mochte ich beide nicht so richtig, das 58 mm schlägt mit über 1.500,- Eurotacken zu buche. Also versuchte ich es einfach mal mit Sigma und lies mir bei meinem örtlichen Fotodealer versichern, dass ich es bei Nichtgefallen zurück bringen kann. Um es vorweg zu nehmen: Ich habe es behalten.
Das ist mein erstes Sigma Objektiv der Art-Serie. Auch das 35mm soll ja klasse sein, aber da bin ich mit dem Nikon 35mm f/1.4 bestens bedient. Auffällig ist die gute Verarbeitung, aber auch die Größe und das Gewicht. Wer so ein schnuckeliges Objektivchen wie das 50mm/1.8 von Canon erwartet, der wird eine schwere Überraschung erleben. Der Fokusring ist ok, kann aber nicht mit einem Zeiss-Fokus mithalten, was er aber auch nicht muss, denn das Sigma hat ja bekanntlich einen Autofokus. Dieser arbeitet auch schnell und zuverlässig. Ausrutscher beim Fokussieren sind meistens auf den Trottel hinter dem Sucher zurück zu führen.
Die Schärfe ist sehr gut, auch bei f/1.4, wobei es da bekanntlich bei Vollformatsensoren schon häufiger zu Ausschuss kommt. Das liegt einfach in der Natur der geringen Tiefenschärfe und ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Man kann mit dem Sigma rasiermesserscharfe Fotos bei f/1.4 produzieren, aber entspannter geht es bei f/1.8 oder f/2.0. Ja, das reicht meistens schon. An der Stelle auch noch einmal der Tipp es evtl. mal mit dem Live View zu probieren, wenn es unbedingt f/1.4 sein soll und sich möglicherweise mal auf die Fotografenkrankheit hin untersuchen lassen 😉
Schärfe kann man einen Haken dran machen, das kann Sigma nun endlich. Stellt sich die Frage nach der sonstigen Abbildungsleistung. 50 mm ist keine Brennweite, wo es zu grossartigen Verzeichnungen kommt. Das zeigt auch folgendes Bild sehr gut, wo keine Objektivkorrektur angewendet wurde.
Das viel diskutierte Bokeh ist ebenfalls vorhanden. Ob das nun schön ist oder nicht, fällt mir immer schwer zu beurteilen. Ich finde, dass es ein bisschen ruppig daher kommt und nicht so cremig ist, wie z.B. bei meinem Zeiss 135mm. Aber das ist auch eine ganz andere Brennweite. Das Bokeh des Sigma ist trotzdem gefällig und neigt auch nicht zu den ovalen Katzenaugen, wenn man die Blende komplett aufreisst.
Auch der Schärfeverlauf könnte ein klein wenig weicher sein, ist aber insgesamt ok. Ich denke das ist der sehr guten Gesamtschärfe des Objektivs geschuldet. Berichte im Internet testieren z.B. dem 58 mm Nikon ein weicheres Bokeh, dafür geringere Schärfe. Dürfte aber alles im Bereich der Pixelpeeperei sein 🙂
Es gibt für die Objektive der Art-Serie auch ein USB-Dock, mit dem man verschiedene Parameter wie die Schärfe pimpen kann. Wenn ich mir allerdings die Oberfläche der Software und die Bedienungsanleitung anschaue, dann bekomme ich die Pimpernellen und die Vermutung macht sich breit, dass Sigma hier ein Problem auf den User abwälzen will. So weit kommt es noch, dass ich das Objektiv selber justieren muss. Aber es mag für den Technikfetischisten durchaus eine Option sein, um das letzte Quentchen an Schärfe aus der Linse zu quetschen.
Viel mehr fällt mir dann ehrlich gesagt auch gar nicht ein. Das Fazit ist sehr positiv. Es ist bemerkenswert, dass Sigma offensichtlich eine Kerhtwende vollzogen hat und echte Topobjektive zu akzeptablem Preis baut. Bedenkt man, dass Canon mit dem 50 mm f/1.8 für unter 100,- € schon ein echtes Kultobjektiv liefert, dann gehört das Sigma 50 mm f/1.4 DG HSM mit rund 800,- € nicht zu den Schnäppchen. Schielt man allerdings auf das Nikon 58 mm oder das Canon 50 mm f/1.2 relativiert sich der Preis. Angesichts der extrem guten Schärfe erscheint mir das Sigma momentan als sehr gute Wahl im Bereich der Normalbrenner. Größter Nachteil bleiben hingegen Größe und Gewicht, welche sich leider nicht wegdiskutieren lassen.
Amazon-Links:
- Sigma 50 mm f/1.4 DG HSM Art Serie für Nikon
- USB-Dock für Nikon
- Sigma 50 mm f/1.4 DG HSM Art Serie für Canon
- USB-Dock für Canon
Wer zuerst schreibt, dass ich das Objektiv putzen muss, bekommt einen Keks. Nur für Selbstabholer.
An dieser Stelle macht sich ein Hinweis auf meinen Youtube-Kanal gut. Dort wird nächstes Jahr wieder deutlich mehr passieren. Es lohnt sich ihn zu abonnieren.
Und zum Schluß habe ich noch ein paar weitere Bilder, die ich mit dem Objektiv geschossen habe. Exif-Daten findet Ihr jeweils im Dateinamen. Die Bilder wurden alle mit einer Nikon D750 gemacht. Dazu habe ich auch einen Testbericht geschrieben.
Lesenswerter Bericht. Bei Canon hast Du aber das EF 50/1.4 USM unterschlagen. Für 300 Ocken ne sehr gute Linse, IMHO besser als das 1.8er und vor allem kein Kettensägenantrieb wie beim 1.8er. Und muss sich vor dem 1.2er nicht verstecken.
Ansonsten finde ich es auch bedenklich, das man scheinbar so oft an der Firmware rumdrehen muss, das man dem Kunden den Programmieradapter schon als Feature verkauft.
Also ich fotografiere mit Canon Kameras und da gibt es eigentlich das selbe Problem. Mit dem Canon 50 1,4 war ich nie so richtig glücklich und war kurz davor mir das wesentlich teurere 50 1.2 von Canon zu kaufen. Die Plastic Fantastic Linse von Canon wollte ich wegen dem schrecklichen Bokeh eigentlich nie. Nach den sehr positiven Erfahrungen mit dem Sigma 35er habe ich dann aber sofort das Sigma bestellt als es lieferbar war. Inzwischen benutze ich die Blende 1,4 dann auch wesentlich häufiger als früher, weil auch die schon sehr scharf ist. Die habe ich beim Canon immer so gut es geht vermieden. Das Gewicht ist im Vergleich zum 85er 1,2 auch relativ und stört mich nicht wirklich. Wenn ich nicht viel rumschleppen will benutze ich inzwischen eine spiegellose Systemkamera. Was Sigma angeht hatte ich bis zum 35er auch immer so meine Bedenken und habe immer Canon Objektive gekauft. Inzwischen habe ich 2 Sigmas und habe es wirklich noch nie bereut.
Mit dem Sigma 50 Art ist Sigma wirklich ein klasse Objektiv gelungen.
Ich hatte es bereits auch mit dem Canon 50L getestet das ich zuvor hatte.
Nach dem Test musste das gute 50L dem neuen Sigma weichen.
Gewicht und Größe könnten etwas geringer ausfallen, da stimme ich auch zu, ansonsten ist es bei f1.4 schon verdammt scharf, und der Fokus sitzt bei meiner 5D MKIII bisher immer auf den Punkt (kannte ich so von Sigma auch nicht) - also ein “Daumen hoch” auch von mir.
Hier hab ich es mit dem Canon 50L verglichen (falls es den einen oder anderen interressiert)
http://glockner-photography.blogspot.de/
Paddy, danke dir für den ausführlichen Testbericht und deine klären Worte.
Deine Tests sind immer ein Highlight und ich habe dank dir meine Kaufentscheidung getroffen. VIELEN DANK NOCHMAL FÜR DIESEN TEST
ich bin mit dem Nikon 1,4/50 G ganz zufrieden, da ich es meist ab Blende 2 nutze, darunter ist mir die Schärfentiefe für Portraits einfach zu gering. Das Sigma wäre mir zu unhandlich und viel zu teuer für eine Festbrennweite.…
Insgesamt kann ich diesen Trend nicht nachvollziehen, Festbrennweiten in diesen aberwitzigen Preisregionen anzubieten und das bei teilweise zweifelhafter Bildqualität bezogen auf den Preis ( z.B. Nikon 1,4/58 mm).
Ich habe mit dem 35er dieselben Erfahrungen gemacht.
Da sieht es im Canon-Lager auch eher so aus wie du es mit den anderen 50ern im Nikon-Bereich beschreibst.
Für meine Crop-Cam eher eine Normalbrennweite, hat es sich seinen Stammplatz neben meinem 85L verdient. Man darf natürlich nicht das Bokeh mit dem 85er vergleichen
Das Canon 50mm 1.4 hat nun Konkurrenz von Sigma - ich werde es unbedingt testen, genauso wie die anderen Objektive der Art-Serie, welche ich zumindest haptisch recht ansprechend finde. Dein Testbericht verspricht auch die passende Leistung. Das Canon 50mm 1.8 bleibt für mich Preis-Leistungssieger (im Consumer-Bereich).
Hallo, grundsätzlich finde ich erstmal deine textlichen und filmischen Beiträge einfach klasse. Locker, verständlich und praxisbezogen.
Aber eine “Anfängerfrage” hätte ich dann da doch noch 🙂
Es wird immer von der 50mm Normalbrennweite gesprochen.
Das ist sie aber doch nur bei Vollformatkameras oder?
Müsste ich dann bei Kameras mit APS-C Format ein z.B. 35mm Objektiv verwenden um den gleichen Effekt zu erzielen?
Danke schon mal für die Antwort und ich freue mich schon auf die vielen Beiträge im nächsten Jahr 😉
Gruß vom Nikolaus
Hi,
ja, die 50mm Normalbrennweite beziehen sich auf das Vollformat (= Kleinbildformat). Somit müsstest Du tatsächlich zu einem 35mm z.B. bei einer DX-Nikon greifen um an den Look von 50mm bei einer Vollformat-Nikon heranzukommen.
LG aus IBK
Hi, also ist dann die optimale Portraitbrennweite im Vollformat 50 oder auch 85mm und bei einer APS-C Kamera dann ca. 35 oder 50 mm?
Hallo Patrick,
vor ähnlicher Wahl stand ich auch vor ein paar Wochen. Ein lichtstarkes 50er sollte es für meine Nikon D750 sein. Nach ausgiebigem Testen viel dann meine Wahl aber auf das Zeiss Planar T* 1.4/50.
Das Zeiss war mir als 50er einfach zu schwer und einen Vorteil im “selbst einstellen mittels USB-Dock” vermochte ich nicht erkenn zu wollen. 😉
Hallo von Sylt,
danke für deinen Bericht. Ich bin schon lange am überlegen, für meine Canon ein neues 50er zuzulegen. Da war immer die Frage 50 1.2 oder das Sigma ART. Dein Bericht hat mir auf jeden Fall etwas weiter geholfen. Freue mich sehr, auf weitere Berichte von Dir.
LG Micha 🙂
Bin auch seit 2 Tagen Besitzer dieses Objektiv’s - Canon Mount an der 5D MKiii.
Ich konnte auch diese vielen positiven Berichte nicht glauben - aber siehe da - es stimmt 🙂 Mein Canon 50 1.4 ist kaputt geworden und das gleiche wollt ich einfach nimma, 1300,-- für ein überaltetes 50 1.2 wollt ich auch nicht ausgeben - da kam mir die Art Line gerade recht.
Ich glaub wir werden richtig gute Freunde 🙂
Hannes
Sind tolle Fotos! Die ART-Serie von Sigma ist echt beeindruckend. Ich selbst habe mir jetzt von der ART-Serie das 18-35mm f1.8 für meine geliebte D5200 geholt, weil Nikon für das DX-Segment statt echter Wertarbeit nur noch langweilige Zoomscherben anbietet.
Tja, jetzt bin ich zwar pleite, aber dafür endlich im siebten Objektivhimmel! 🙂 Wer seiner DSLR eine erstklassige Optik gönnen will, sollte unbedingt zugreifen!
LG aus IBK
Die einen warten aber aufs Christkind, ich auf das 85mm Art 🙂
Wird definitiv mein nächstes und ersetzt dann mein Canon 50 1,4.
Bin nicht wirklich zufrieden bei Offenblende trotz Justage.
Hatte das Sigma schon mal zum testen drauf, ich finde keine Vergleich.
Hallo,
ich habe das 35er ART an der D800 und mir dann höchst verärgert das USB-Dock gekauft, weil der AF alles andere als korrekt justiert war. Hier teile ich Paddys Vermutung, dass Sigma Arbeit auf den Kunden abwälzt. Besonders nervig ist, dass man ständig das Objektiv von der Kamera ab- und an das Dock anschraubt. Parameter eingeben -Testfoto - Parameter ändern - Testfoto etc. Zu allem Überfluss sucht die Sigma-Software bei jedem (!) Anschließen des Objektives nach einem Firmware-Update. Es könnte ja in den vergangenen 5 Minuten ein neues veröffentlicht worden sein… Aber isrgendwoher muss der Preisunterschid zum 1,4/35er von Nikon ja kommen. Wenn man damit dann fertig ist, ist die Optik wirklich sehr gut!
moin,
hab’ das 35 mm / Sigma Art mir Ende letzten Jahres zu gelegt und bin von der Schärfe schon überzeugt. Ist zwar auch ein ziemlicher “Klopper”, aber bei der Lichtstärke auch nicht verwunderlich. Vor allem an meiner D810 passt es auflösungsmässig hervorragend.
Sigma hatte mich in der Vergangenheit auch nicht überzeugen können… aber mit der Art-Line haben sie m.e. den richtigen Weg beschritten.
Jetzt warte ich auf ein 24mm, was ja gerüchtweise bald erscheinen soll… werde mal abwarten, ob es sich mit dem Nikkor 14-24 messen kann. Was sicherlich schwer wird 🙂
Gruß,
hajo